„Haltestelle“ nicht nur für Angehörige von Hospiz-Gästen

Mit der Trauer leben lernen


Seit über einem Jahr bietet das Bremervörder Hospiz zwischen Elbe und Weser den
Trauertreff „Haltestelle“ an. In den Räumen des Nebengebäudes, Engeoer Wäldchen 2
kommen Menschen zum gegenseitigen Austausch zusammen, die einen geliebten
Angehörigen, Freund oder Freundin verloren haben.
Steffi Giese, die zusammen mit Erna Klindworth den Trauertreff leitet, meint: „In unserer
Runde tauschen sich die Betroffenen über Fragen des Alltags genauso aus wie über
Erinnerungen, persönliche Probleme, menschliche Gefühle und Hoffnungen auf eine
lebenswerte und liebenswerte Zukunft. Jeder entscheidet selbst, wie viel `Gepäck ́ er bei uns
auspackt, abstellt und wieder mitnimmt.“
Die beiden Trauerbegleiterinnen verstehen die Trauer um den Verlust eines Menschen als
einen normalen Lebensprozess, den jeder Menschen durchlebt, der aber bei jedem
Menschen individuell verschieden ist. Noch immer jedoch macht es eine gewisse
gesellschaftliche Tabuisierung Trauernden schwer, sich mit ihrer Trauer auseinanderzusetzen
und sie zu verarbeiten.
Erna Klindworth: „Dabei ist Trauer keine Krankheit. Sie benötigt in der Regel auch keine
Therapie oder Medikamente. Sie braucht aber oft eine Begleitung, die dazu verhilft, dass sich
Menschen neu orientieren lernen.“
Deshalb bietet der Trauertreff „Haltestelle“ Trauernden die Gelegenheit, das eigene
Empfinden und die Reaktionen anderer auf die eigene Trauer besser zu verstehen, ja, das
eigene Leben neu zu betrachten.
Beide, Erna Klindworth und Steffi Giese, sind ausgebildete Trauerbegleiterinnen und zudem
Mitarbeiterinnen im Hospiz zwischen Elbe und Weser. Sie arbeiten in der Gruppe auch mit
vorbereiteten Gesprächsthemen, jedoch haben Themen der Teilnehmer für sie immer
Vorrang. Typische und wichtige Themen sind beispielsweise Einsamkeit und die Fragen: Wie
gehe ich mit Gedenktagen, Jahrestagen und Feiertagen um? Wie kann ich meiner Trauer und
meinen Gefühlen Raum geben? Wie lerne ich, gut mit der Veränderung zu leben? Welchen
bleibenden Ort hat mein verlorener Angehöriger künftig in meinem Leben?
Mit dem Angebot „Haltestelle“ erweitert das Hospiz zwischen Elbe und Weser sein Angebot
und öffnet sich auch für Trauernde in der Region. Steffi Giese: „Nicht nur Angehörige und
Freunde von verstorbenen Gästen des Hospizes sind uns willkommen, sondern jeder, der
Verständnis und Unterstützung in seiner Trauer sucht!“
Die Treffen finden jeden 1. und 3. Montag in der Zeit von 10 bis 12 Uhr vormittags statt. Ein
kleiner Imbiss erleichtert das Ankommen und Aufeinanderzugehen. Einzige Voraussetzung
zur Teilnahme ist, die Bereitschaft, sich mit anderen Mitbetroffenen über den eigenen
Verlust auszutauschen. Alle Teilnehmenden sowie die Gruppenleiterinnen unterliegen der
Schweigepflicht. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Jeder und jede kann teilnehmen,
so oft er oder sie es hilfreich finden.

 

Auf einen Blick:
Trauertreff „Haltestelle“
jeden 1. und 3. Montag im Monat, also: 17.10., 07.11. und 21.11. usw.
von 10-12 Uhr
keine Anmeldung nötig, keine Kosten
Leitung: Erna Klindworth und Steffi Giese
Weitere Infos unter Tel. 04761-92611-0